Sonntag, 10. Juli 2011
GP von Silverstone: Erster Saisonsieg für den Spanier und Ferrari
Dark Sat World
10.07.2011

Alonso profitiert von Vettels Boxen-Fauxpas

Im neunten Saisonrennen konnte sich mit Fernando Alonso der mittlerweile vierte Fahrer in die Siegerliste der laufenden Weltmeisterschaft eintragen. Der Spanier profitierte im Ferrari von einem Fehler beim Boxenstopp Sebastian Vettels, der den Start gewonnen hatte. Der Red-Bull-Champion musste Alonso passieren lassen und kam im Anschluss auch nicht mehr heran. Hinter den beiden holte Mark Webber einen zweiten Podestplatz für die Roten Bullen. Enttäuschend verlief der Tag für die Lokalmatadoren Hamilton und Button.

Nachdem Vettel seine Serie der Topplatzierungen auf der Insel nahtlos fortsetzte (sechsmal Erster, dreimal Zweiter), wuchs auch sein Vorsprung in der Gesamtwertung um weitere drei Zähler gegenüber dem nunmehr Zweiten Webber auf 80 aus. Die weiteren Deutschen landeten auf den Plätzen sechs (Nico Rosberg, Mercedes), acht (Nick Heidfeld, Renault), neun (Michael Schumacher, Mercedes), elf (Adrian Sutil, Force-India-Mercedes) und 16 (Timo Glock, Virgin-Cosworth).

"Wir waren sehr schnell", lobte Tagessieger Alonso sein Team und sieht Ferrari nun auf Augenhöhe mit Red Bull. "Ich wusste, dass es wichtig sein würde, das Auto auf der Strecke zu halten", so Alonso zu den wechselnden Bedinungen. "Der Start ist mir brillant gelungen", sagte der zweitplatzierte Vettel, der zum entscheidenden Fehler in Box sagte: "Es kann nicht immer alles pefekt laufen." Ferrari attestierte der Heppenheim ein bärenstarkes Rennwochenende in Silverstone. Fazit Vettels: "Es hat Spaß gemacht."

Zum Rennverlauf: Traumstart für Vettel
Auf Grund der nassen Streckenverhältnisse in Silverstone entschieden sich alle Teams zu einem Start auf Intermediate-Reifen. Dabei hatte Vettel von Position zwei die Nase vorn, ließ Webber stehen und bog als Führender in die erste Kurve ein. Dahinter verteidigte Webber Platz zwei gegen einen wild attackierenden Alonso. Nach einigen Kurven beruhigte sich das Feld aber schnell, da die aufgewirbelte Gischt ein Überholen schwer machte.

Lediglich im hinteren Feld konnten sich Hamilton und Schumacher verbessern, während Maldonado und Sutil die Verlierer der Startphase waren. Doch auf die englischen Wetterkapriolen konnten sich die Zuschauer verlassen. Während große Teile der Strecke schnell abtrockneten, blieb es im hinteren Teil der Piste nass. Immer wieder fragten die Teams bei ihren Fahrern nach, ob ein Wechsel auf Slicks möglich wäre. Doch alle Piloten entschieden sich dafür, die nachlassenden Intermediates auf den Felgen zu lassen.

"Schumi" verliert die Nase - 10-Sekunden-Strafe
Gezwungenermaßen wechselte Schumacher in der elften Runde als erster auf Trockenreifen. Nach einer Kollision mit Kobayashi brauchte der Mercedes-GP einen neuen Frontflügel (der Zwischenfall wurde wenig später mit einer 10-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe geahndet - eine zu harte Strafe in den Augen des 42-Jährigen, der den Unfall jedoch "zu 100 Prozent" auf seine Kappe nahm). Dabei entschied sich die Crew, auf Slicks zu wechseln. Dies läutete ein wahres "Wechselfieber" ein. In den folgenden drei Umläufen legten sich alle Piloten Slicks zu.

An der Spitze zeigte sich Sebastian Vettel unbeeindruckt und spulte fehlerlos sein Programm ab. Kontinuierlich vergrößerte der Heppenheimer seinen Vorsprung und hatte auch nach seinem Reifenwechsel die Nase vorn. Im Kampf um die Podestplätze drehten die McLaren in ihrem zweiten Stint auf. Button drückte sich an Massa vorbei, Hamilton konnte Alonso überholen und sich auf Platz drei schieben.

Damit hatte sich das Führungs-Sextett etabliert. Wie schon im Training und im Qualifying zeigten sich die Red Bull von der neuen Auslegung der Standgas-Diffusor-Regel unbeeindruckt und zogen einsam ihre Runden. Ebenso sicher hielten die beiden McLaren und die beiden Ferrari die Plätze drei bis sechs. Ab Position sieben, die Paul di Resta mit Zähnen und Klauen verteidigte, begann das Rennen des restlichen Feldes. Erst ein völlig verbockter zweiter Boxenstopp warf den Schotten zurück.

Aber auch Vettel ereilte der Boxen-Fehler-Teufel. Bei seinem zweiten Stopp brach ein Wagenheber, ein Ersatzwerkzeug musste Abhilfe schaffen, so dass der Heppenheimer viel Zeit verlor. Alonso erbte kampflos die Führung, und auch Hamilton kam noch vorbei. Da auch Webber Schwierigkeiten beim Reifenwechsel hatte, jagten die Red Bull nun hinter den beiden Führenden her.

Vettels Kampf gegen Hamilton - Button ohne Mutter
Vettel hatte sich von der Boxen-Panne schnell erholt und hing Hamilton im Getriebe. Der Brite erwies sich jedoch als zäher Gegner. Rundenlang versuchte der Heppenheimer alles, um am McLaren vorbei zu kommen, scheiterte aber ein ums andere Mal. In der Zwischenzeit genoss Alonso seine Spitzenposition und vergrößerte Runde für Runde seinen Vorsprung auf die beiden Kampfhähne auf Position zwei und drei.

Die Red-Bull-Crew entschloss sich, den dritten Stopp vorzuziehen. Diese Maßnahme zahlte sich schnell aus. Mit einer schnellen Runde kam der Titelverteidiger ohne Überholmanöver an Hamilton vorbei. Alonso schien allerdings enteilt. Nach dem letzten Stopp des Spaniers betrug der Abstand gut zehn Sekunden. In den letzten zehn Runden versuchte der Titelverteidiger nicht mehr Alonso anzugreifen. Der Abstand wuchs kontinuierlich, während Vettel versuchte den zweiten Platz abzusichern. Dahinter setzte Webber Hamilton unter Druck und versuchte sich noch den dritten Podestplatz zu sichern.

In der Zwischenzeit musste Button die Segel streichen. Seine Crew ließ ihn aus der Box losfahren, ohne die vordere rechte Radmutter festzuziehen. Mit wackelndem Vorderrad musste der Ex-Weltmeister in der 40. Runde seinen McLaren parken.

In der Schlussphase fuhr Fernando Alonso ungefährdet seinem 27. GP-Sieg und seinem ersten Saisonerfolg entgegen. Dahinter kämpften Vettel und Webber um die Podiumsplätze - mit dem besseren Ende für den Deutschen. Allerdings wurde Webber per Boxenfunk ("Du musst den Abstand halten!") in seinem Drängen, am Teamkollegen vorbeizurücken, zurückgepfiffen. "Aus der Sicht des Teams brauchten wir die Punkte", gestand Teamchef Christian Horner kurz nach dem Rennen gegenüber "Sky". Dahinter konnte sich Hamilton mit Benzinknappheit gerade noch Massa vom Leib halten. Auf den letzten Metern berührten sich die beiden Kampfhähne sogar noch, der Brite hielt die Linie und sicherte sich in der letzten Kurve Rang vier.